FilmFestival Cottbus: Hits Jugoslawien

Das diesjährige FilmFestival Cottbus bot in unterschiedlichen Sektionen verschiedene Themen und Einblicke. Am Festivaldonnerstag stand mein Tag im Zeichen des ehemaligen Jugoslawiens. “The Head Of A Big Fish” / “GLAVA VELIKE RIBE“ von Arsen Oremović Mit seinem Spielfilm “The Head Of A Big Fish” inszenierte der kroatische Regisseur Arsen Oremović in der Sektion Wettbewerb die…

(Post-)Sozialistische und postmemoriale Werkstatt: “Die Teufelswerkstatt” von Jáchym Topol

von Amanda Beser Jáchym Topols Roman Die Teufelswerkstatt (Suhrkamp) lässt sich als (post-)sozialistische und postmemoriale Werkstatt lesen, die mit dem neoavantgardistischen Bruch bricht. Sie ist auch eine Erzählwerkstatt, die erstaunlich ökonomisch und produktiv die Frage nach dem „Wer spricht?“ löst. In dem phantasmatischen Gedenkstätten-Thriller finden sich keine Anführungsstriche bei direkt gesprochener Rede. Und Nietzsches Frage…

Kurzvorstellung|Kindheit und Jugend in der zerfallenden UdSSR: “Camel Travel” von Volha Hapeyeva

Das kleine Buch “Camel Travel” von Volha Hapeyeva (erschienen im Literaturverlag Droschl, in einer Übersetzung von Thomas Weiler) versammelt literarische Erinnerungen an die Kindheit und Jugend der Autorin. 1982 in Minsk geboren, schreibt Hapeyeva in kurzen Szenen über das Aufwachsen in der zerfallenden UdSSR, über prägende und tragische Momente. Es geht um ihre Schulzeit, um…

Ein Lebensalphabet in Miniaturen: “Mein Alphabet” von Ilma Rakusa

Ehrlich, gefühlvoll, konkret, gebildet, kurzweilig, tiefgehend – so vielseitig und facettenreich ließe sich Ilma Rakusas „Mein Alphabet“ (Literaturverlag Droschl) beschreiben. In ihrem Band führt sie unter jedem Buchstaben des Alphabets Begriffe auf, die ihr Leben ausgemacht haben oder stets ausmachen – beginnend mit A wie „anders“, über L wie „Licht“ und O wie „Osten“ bis…

Ein Leben voller Hoffnung: “Rote Kreuze” von Sasha Filipenko

„Es gibt zahlreiche Beispiele von Menschen, die sich im Namen einer höheren Macht aufopfern, eines höheren Ideals, eines höheren Guts. […] Insofern ist die Fähigkeit eines Menschen, ein Kreuz zu tragen, nichts anderes als der Ausdruck seiner inneren Kraft.“ „Rote Kreuze“ ist das literarische Debüt des belarussischen Autors Sasha Filipenko und der erste von insgesamt…

Der Völkermord an den Armeniern: Ein Zeitzeugenbericht von Arshaluys Mardigian

Als ich 2018 im Rahmen einer Gruppenreise nach Armenien kam, erwarteten mich 10 Tage mit einem vollen Programm. Mein Wissen zu dem kleinen Land im Kaukasus war begrenzt und wenige Stichwörter fielen mir im Vorfeld dazu ein, doch schnell verwandelte sich das wenige in meinem Kopf in eindrucksvolle Bilder der armenischen Landschaft, Geschichte und Kultur….

“Heute ist Mittwoch” von David Albahari

“Wir befinden uns ständig am Rand, am Ende von Etwas, das einem Anfang ähnlich war und uns dann ohne Hinweis auf unser weiteres Leben im Stich ließ.” David Albahari zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren Serbiens und erhielt für seine Werke zahlreiche renommierte Literaturpreise. Mit “Heute ist Mittwoch” (erschienen bei Schöffling & Co. in einer…

Ein Jahrhundert Geschichte: Erinnerungen und Biografien

Der Zweite Weltkrieg, die Zeit des Eisernen Vorhangs und zunehmende Globalisierung mit dem Zerfall alter Strukturen sind wiederkehrende Elemente in vielen Texten europäischer SchriftstellerInnen. In diesem Beitrag möchten wir euch drei aktuelle Werke vorstellen, in denen sich ihre VerfasserInnen mit der Geschichte fiktiver und realer Figuren auseinandersetzen. von Annika Grützner Der 1966 in Sarajevo geborene…

Schmerzhafte Erinnerungen: “Die Nacht, als ich sie sah” von Drago Jančar

von Annika Grützner Welche Erinnerungen bleiben, wenn eine Person verschwindet? In “Die Nacht, als ich sie sah” (Folio Verlag) schreibt Drago Jančar, einer der wichtigsten zeitgenössischen Autoren Sloweniens, in Romanform aus fünf verschiedenen Erzählperspektiven über das Schicksal von Veronika Zardik, einer jungen Frau, die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschwand und deren Schicksal erst…

Zweimal Kurzgeschichten von Ismail Kadare und Jurica Pavičić

von Annika Grützner Ismail Kadare ist Albaniens berühmtester Autor – und ein „Dauerverdächtiger“ für den Nobelpreis. In seinen Erzählungen geht es um die Geschichte seiner Heimat. In einer präzisen Sprache gibt er dabei das Leben in den engen Steingassen der Gebirgssiedlungen wieder, die voller Leben sind. „Geboren aus Stein“, das nun im Fischer Verlag erschienen…