“Niemand ist gezwungen, der Mensch zu sein, als der er geboren wurde, stattdessen kann man sich zusammensetzen wie ein Puzzle.” Grenzen gibt es viele: Neben den geografischen prägen uns auch die sozialen, selbst- oder fremdbestimmt. In Pajtim Statovcis Debütroman „Grenzgänge“ (Luchterhand Literaturverlag) werden diese übertreten, indem der junge Albaner Bujar versucht, seinen Platz auf der…
Tag: Gesellschaft
Bericht einer Mörderin: “Ein Tod für ein Leben” von Jurica Pavicic
“Alles wäre anders gekommen, wenn dir da nicht hingegangen wären. Dann wäre dein Leben ganz anders verlaufen, und meins vielleicht auch.” Elf Jahre sitzt Bruna in Haft. Elf Jahre für einen Mord, der ihr Leben besser machen sollte.Mit Mitte 20 hatte sie keine großen Ziele, als sie auf einer Party ihren späteren Mann, einen Kapitän,…
(Fiktive) Welt am Abgrund: „Outpost – Der Posten“ von Dmitry Glukhovsky
Klimakatastrophe, Krieg, Corona: Die Welt, wie wir sie aktuell erleben müssen, fühlt sich an, wie eine Entrückung, als würden wir am Rande eines Abgrunds balancieren. In dieser Zeit zu einem Buch zu greifen, was einen Schritt weitergeht, was nach dem Zerfall der modernen Gesellschaft spielt, ist fast schon makaber. Sich aus einer irrealen Welt in…
Gut gefaked: “Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler” von Georges Manolescu
Er stahl, betrug und kam immer wieder damit davon: In “Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler” (Manesse Verlag) schreibt der Hochstapler Fürst Lahovary bzw. Georges Manolescu von seinem Leben, seinen Lügen und seinen Lastern. Die Übersetzung dieser ganz besonderen Biografie stammt aus dem Französischen von Paul Langenscheidt. Es liest sich alles zu einfach, um wahr zu…
Gedichte und Erzählungen von Lia Sturua und Zoltán Böszörményi
In diesem Beitrag möchten wir euch zwei Poeten vorstellen, deren Werke in der letzten Zeit erstmals in deutscher Übersetzung erschienen sind. Die georgische Lyrikerin und Essayisten Lia Sturua (1939 in Tbilissi geboren) löste mit ihren ersten Publikationen in ihrer Heimat einen literarischen Skandal aus. Das konservative Georgien der 60er-Jahre reagierte mit Empörung auf die dichtende…
Ein Rückzug aus der Unübersichtlichkeit der Welt – „Im Schrank“ von Tereza Semotamová
„Weit und breit nichts, nur ich und der Schrank. Ich mache ihn auf. Breit genug ist er. Aber die Beine kann man darin wohl kaum austrecken … aber ich lebe doch nicht, um die Beine auszustrecken, oder?“ von Ruben Höppner Wo ist der eigene Platz in dieser unübersichtlichen Welt? Um die Antwort zu finden, zieht…
Das Leben der Anderen: „Der traurige Gast“ von Matthias Nawrat
Im Februar 2019 wurde „Der traurige Gast“ von Matthias Nawrat bei Rowohlt veröffentlicht und danach pünktlich für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. von Natalia Prüfer Matthias Nawrat wurde in Polen (in der Stadt Opole) geboren, zog aber mit 10 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Nawrat studierte Biologie in Heidelberg und nahm danach das Studium am…
Armutsbilder: „Stromern“ von Andor Endre Gelléri
„Aber was soll man tun? Wer steht schon auf unserer Seite? Mein lieber Herr, schließlich sind wir nicht zur Welt gekommen, um Menschen zu sein.“ Menschen stromern umher, stromern durch Städte, Straßen und auch durch ihre eigenen Gedanken. So geht es auch den Protagonisten in den Kurzgeschichten Andor Endre Gelléris, nur, dass ihr Stromern oftmals…
66 Seiten „Baron Wenckheims Rückkehr“ von László Krasznahorkai
Es gibt immer wieder Bücher, die herausfordern. Sei es das Genre, die Figuren oder der Schreibstil – jede neue Geschichte birgt ein Abenteuer. Dennoch kann es aber auch passieren, dass dieses Abenteuer scheitert, so geschehen mit mir und „Baron Wenckheims Rückkehr“ von László Krasznahorkai (S. Fischer Verlag). Der Klappentext ist schnell nacherzählt: Der ruhmreiche Baron…
Agentur für Fakenews: „Troll“ von Michal Hvorecky
Medikamentenknappheit, Epidemien und Unterdrückung: In „Troll“ (Klett Cotta) des slowakischen Autors und Journalisten Michal Hvoreckys gerät das Leben in einem fiktiven osteuropäischen Land der Zukunft mehr und mehr aus den Fugen. Nach einem mehrjährigen Krankenhausaufenthalt sucht der namenlose Ich-Erzähler gemeinsam mit seiner besten Freundin Johanna nach einem Ausweg aus dem ziellosen Alltag. Dieser kommt in Form einer…