Kosovo-Krieg: 24. März 1999, Einsatz der Nato: 1. Luftangriff, bis 12. Juni 1999, Pristina.
Elvira Dones´ Roman „Kleiner sauberer Krieg“ (INK PRESS) ist ein einprägsames Schreckensbild zum Ende des letzten Jahrhunderts. In Pristina harren drei junge Frauen ohne Strom, ohne Wasser und ohne Telefon inmitten der umkämpften Stadt aus. Teile ihrer Familie und Freunde haben bereits die Flucht gewagt, wurden gerettet oder haben es nicht geschafft. Und während im Kosovo weiter gekämpft und gemordet wird, schaut die Welt zu.
„Kleiner sauberer Krieg“ ist kein Roman für einen netten Abend. Er zeigt in kurzen, prägnanten Kapiteln die Realität des Krieges, in denen aus Freunden, Bekannten und Nachbarn auf einmal Feinde werden und in denen manchmal nur ein falsches Wort oder ein falscher Blick reichen, um zur Zielscheibe zu werden. Die albanische Autorin gibt in beeindruckender und schmerzhafter Weise denen eine Stimme, die nicht mehr sprechen können. Auf den 200 Seiten eröffnet sich so viel Ungerechtigkeit, dass man sich permanent fragen will, wie das alles so passieren kann. Ein eindringliches, wichtiges Buch!
„Du bist in einer Luft mit mir“ der georgischstämmigen und in Italien lebenden Autorin Ruska Jorjoliani (Rotpunktverlag) erzählt seine Geschichte auf zwei Ebenen. Zum einen sind da die beiden Freunde Kirill und Sascha, die gemeinsam im verschlafenen Dorf Miroslaw aufwachsen und zum anderen ihre Väter Dimitri und Viktor, die Jahrzehnte vorher von besten Freunden zu politischen Feinden werden. Davon ahnen ihre Söhne später nichts. Erst nach und nach eröffnet sich das Bild dieser Erzählung, die ein halbes Jahrhundert russischer Geschichte umspannt, von der Zarenzeit bis hin zum Kommunismus.
In sanften und ruhigen Tönen spannt Ruska Jorjoliani den Bogen über mehrere Jahrzehnte und wirft diese dabei in ihrer Reihenfolge hin und her. „Du bist in einer Luft mit mir“ ist der Weg zweier Freundschaften, die von den Geschehnissen in ihrer Heimat nicht unberührt bleiben.
Ungarn, 1956: Die Bevölkerung lehnt sich gegen die russische Okkupation auf, hofft auf Freiheit und Hilfe aus Amerika. In dieser politisch unruhigen Zeit wächst der junge Béla gemeinsam mit seinem Bruder auf. Die Mutter will ihre Söhne schützen und so entscheidet sie sich für die gefährliche Flucht in die Schweiz. Der autobiografische Roman „Der Berg, der nie bestiegen wurde“ von Gabor Laczko (buch&media) setzt die Leser mitten in das Chaos des Krieges und dessen Folgen. Béla begibt sich mit zunehmendem Alter auf die Suche nach der Heimat und nach dem metaphorischen Berg der Erkenntnis. Wo gehört er hin und was bedeutet seine Vergangenheit? Ein hautnaher Bericht über einen europäischen Lebensweg.
Iunona Gurulis „Wenn es nur Licht gäbe, bevor es dunkel wird“ (btb Verlag) ist eine Zusammenstellung der grausamen Realität der scheinbaren Verlierer der Gesellschaft. In ihrem Debüt beschreibt die georgisch stämmige, aber in Berlin lebende Autorin Lebenssituationen am Rande der Existenz. Drogen, Gewalt, Schmerz und Verlust bestimmen dabei die Figuren. Diese haben dabei oftmals noch nicht einmal ihren 30. Geburtstag gefeiert und sind doch scheinbar fast schon am Ende ihres Lebens angelangt. Doch bei einigen gibt es doch ein kleines bisschen Hoffnung, dass ihr Weg besser werden kann. Die Kurzgeschichtensammlung ist nichts für heitere Tage, schafft es aber immer wieder, zu berühren und die eigenen Entscheidungen zu hinterfragen.
von Annika