Zwei Georgientitel: „Paradies am Rande Europas“ und „40 Tage Georgien“

Georgien: ein kleines Land im Kaukasus zwischen dem Meer und Bergen, zwischen Wäldern und Steppe. Nicht zuletzt durch die Einbindung als Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse erfährt das Land in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit. Schon länger gilt Georgien als
(Geheim-)Tipp für Touristen. Auch ich durfte Georgien im Frühling für 10 Tage bereisen und war sofort begeistert. Die Natur, die Menschen, die Gastfreundlichkeit, das Essen, der Wein … Diese Liste könnte sicher noch endlos so weitergehen. Wer noch nicht ganz überzeugt ist oder Inspirationen braucht, für den bieten zwei aktuelle Reise- und Gesellschaftstitel den perfekten Einstieg in die georgische Kultur: „Paradies am Rande Europas“ von Volker Dittrich (mitteldeutscher verlag) und „40 Tage Georgien“ von Constanze John (Dumont).

9783963110085_w.jpgVolker Dittrich lässt sich treiben und verliebt sich in Georgien. Paradies am Rande Europas: Impressionen aus Georgien von 1992 bis 2017“ beschreibt dabei im Gegensatz zu John nicht den aktuellen „Stand“, sondern ist eine Sammlung verschiedener Eindrücke, die der Autor auf mehreren Reisen sammelte, wobei der Fokus auf der Gegenwart liegt. Spannend daran ist, wie sehr sich Georgien in nur 15 Jahren entwickelte. Dittrichs erster Besuch führte ihn tief in ein von Armut und dem Krieg geprägtes Land. Eine halbe Generation später hat sich das Land verändert. Der Tourismus bringt Geld in das Land (Dittrichs Freunde haben aus ihrem halb verfallenen Haus in Tiflis mittlerweile ein Gästehaus mit Bäckerei gemacht) und die Menschen schöpfen wieder Hoffnung. Dennoch ist die Spannung zu Russland und den autonomen Gebieten immer noch enorm. Die Menschen beschäftigen die Kriege, in denen aus Nachbarn Feinde wurden, viele verlassen aus Zwang oder aus Freiwilligkeit ihre Heimat. In „Paradies am Rande Europas“ gelingt Dittrich ein Erzählspagat zwischen der Politik und Gesellschaft und einfachen Reisebeschreibungen. Hier und da hätte der Text aber etwas weniger sprunghaft sein können. Auch das Fehlen der wörtlichen Rede behindert den Lesefluss. Dennoch gibt es auch hier von uns eine Leseempfehlung.


https3-eu-west-1.amazonaws.commairdumont-covercloud9783616491592Die Autorin und Journalistin Constanze John liebt das Reisen. Und wer kann ihr das verübeln? Schon ihr 2015 erschienener Reisebericht „40 Tage Armenien“ ist ein spannender Text über ein Land, das vielen, ähnlich wie Georgien, lange nicht wirklich vertraut war. Auch mit „40 Tage Georgien“ ist ihr erneut ein interessanter Beitrag gelungen, der das Land auf eine vielseitige und abwechslungsreiche Weise beleuchtet. John begegnet den verschiedensten Menschen aus Kultur und Politik, die ihr Rede und Antwort stehen und zu Freunden werden. Sie spricht mit Flüchtlingen aus Südossetien und Abachasien, beschreibt die schwierige politische Situation in den autonomen Gebieten und beleuchtet die Vergangenheit Georgiens. Dabei steht aber auch immer ihr Interesse an den vielen Sehenswürdigkeiten im Vordergrund. Gemeinsam mit John bereist man das Land, besichtigt Klöster und Festungen, erfährt viel über die alten Sagen und die besondere Schrift. John gelingt dabei eine tolle Mischung aus Wissen und einem Vor-sich-Hintreiben. John gibt Georgien eine ganz besondere Stimme, mal zart, mal rau, mal scherzhaft, mal voller Energie. Ein empfehlenswerter Einstieg!

Annika

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