„Die Mühle blieb ein Schreckensort: Es gab alle möglichen Geschichten über DenMax, das Gespenst, auch noch nachdem wir ihn ausgegraben hatten.“
In Doina Ruştis Roman „Das Phantom in der Mühle“ (KLAK Verlag) findet die junge Adele in einer Buchhandlung das Buch ihres Lebens. Verwirrt und beeindruckt liest sie in den Kapiteln die Geschichte ihrer Vergangenheit, die mit dem Tod ihres Cousins DerMax (sic!) in ihrem Heimatdorf Comosteni beginnt. Mit dem Buch begibt sich Adele zurück in ihre dunklen Erinnerungen rund um die Mühle, in der DerMax verunglückte und in der verschiedene Personen, darunter auch ihre Mutter, verschwanden.
Eine moderne Geistergeschichte gemischt mit Elementen eines politischen Thrillers vor dem Fall des Eisernen Vorhangs: Ruştis Geschichte vereint Erzählelemente, die nicht unbedingt zueinander gehören wollen. So ist es keine Überraschung, dass „Das Phantom der Mühle“ in mehreren Teilen verschiedene Themen und Figuren aufgreift. Den Anfang macht Adele. Die Kapitel um ihre Erinnerungen und die Entdeckung des Romans schaffen eine starke Atmosphäre. Besonders dann, wenn sie der Geist von DerMax verfolgt und ihr überall erscheint:
„In meiner Biografie begann der wahre Niedergang in jenem Herbst, als Ceausescu Comosteni besuchte. Ich war immer ausgelaugter, hatte Sehnsucht nach dem orangenen Knopf, der mich früher gewarnt hatte und lebte in andauernder Anspannung: Max tauchte auf, sobald ich ihn vergaß.“
Das Rätsel des Autors, den Adele ausfindig machen kann, erzeugt eine gewisse Spannung. Mit dem nächsten Teil springt Ruşti dann aber zu Adeles Freunden und Nachbarn. Hier wird die Handlung leider so unübersichtlich, dass es schwer fällt, sie wiederzugeben. Offensichtlich ist die Kritik am rumänischen Regime und die Schilderung des Lebens unter der Diktatur. Es fällt sicher einfach, sich länger in Interpretationen von/zum „Das Phantom in der Mühle“ zu verlieren. Schnell verbindet man „DerMax“ und sein Geist mit Wörtern wie Angst, Druck, Misstrauen und Verzweiflung, doch man will an dieser Stelle trotzdem nicht weitergehen, um die Erzählung nicht zu zerpflücken. „Das Phantom in der Mühle“ lässt nämlich leider etwas ratlos zurück und nimmt nach einem starken Anfang rapide an ihrer Brisanz ab.
„Das Phantom in der Mühle“ ist eine echte literarische Herausforderung, aber sicher wird der Roman bei vielen doch Anklang finden.
- Taschenbuch: 412 Seiten, 16,90 € (D)
- Verlag: KLAK Verlag (1. Oktober 2017)
- Übersetzung: Eva Ruth Wemme
- ISBN-13: 978-3943767469
Annika