Anna Kordsaia-Samadaschwili zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen georgischen Autorinnen. Ihre Heimatstadt Tbilissi hat die Autorin, Übersetzerin und Kulturjournalistin in den Mittelpunkt ihres neuen Romans “Sinka Mensch” gemacht. Das Buch ist jetzt in einer Übersetzung von Sybilla Heinze in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen.
“Du bist jung, Sinka. Die junge Sinka Mensch. Du wirst nicht verlorengehen. Solche wie du gehen nicht verloren. Solche wie du, mit mongolischen Wangen und kräftigen Händen, die überleben immer. Menschen ohne Wurzeln. Einen guten Namen hat dir dein Großvater vermacht. Schau, so, einfach: Mensch.”
Alles beginnt mit dem Vagabunden Aleksi Adamiani (Adamiani = Mensch), der sich nach seiner Flucht aus dem Kinderheim mit seinem Akkordeon “Ravatia” über Wasser hält. Gemeinsam mit seinen besten Freunden Kotiko und Data, beschließt er, nach Tbilissi zu gehen, um sich hier in einer Wohnung niederzulassen, die er überrascht geerbt hat. Als dann plötzlich eine junge Frau die kleine Sinka bei Aleksi abliefert und ihm sagt, sie wäre seine Enkelin, sie mehr und mehr ihre offenherzigen Nachbarn kennenlernen und generell mit jeder neuen Bekanntschaft das Netzwerk aus Freunden, Familie und Geschichten größer wird, wird das Leben der drei immer turbulenter. In den Mittelpunkt der Erzählung gerät dabei immer mehr Sinka, die um die Wohnung am ehemaligen Revolutionärsplatz Nummer eins aufwächst.
Es ist schwer, die Handlung von “Sinka Mensch” wirklich zusammenzufassen, denn auch in diesem Roman bleibt Anna Kordsaia-Samadaschwili ihrem sprunghaften Erzählstil, den man im deutschsprachigen Raum bereits aus “Wer hat die Tschaika getötet?” kennt, treu. Als Leser*in kann man den Erzählungen der Protagonisten nicht wirklich trauen, alles wirkt teils märchenhaft, teils überzogen und chaotisch. Es erfordert Konzentration, den verschiedenen Namen und unterschiedlichen Handlungssträngen, die gerne mitten im Absatz in die Vergangenheit springen, zu folgen. Dennoch spürt man, wie sehr die Autorin Tbilissi mit ihren Einwohnern liebt. “Sinka Mensch” ist sicher nicht für jeden was. Ich persönlich musste leider feststellen, dass mir die Schreibstil der Autorin nicht wirklich zusagt.
- Gebundene Ausgabe: 192 Seiten, 22 €(D)
- Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt; Auflage: 1 (5. März 2020)
- Übersetzung: Sybilla Heinze
- ISBN-13: 978-3627002756
von Annika Grützner