von Irine Beridze
Die sowjetische Mosaikkunst ist weltweit bekannt. Immer mehr Menschen reisen in die ehemaligen Sowjetrepubliken, um die Fassaden und Innenräume von teilweise stillstehenden Fabriken, Kinos, Kulturhäusern und Schulen fotografieren zu können. Zwei Bände in deutscher Sprache gehen auf eine Entdeckungsreise und erzählen in Bildern eindrücklich von dieser besonderen Kunstrichtung.
„Baubezogene Kunst. GEORGIEN. Mosaiken der Sowjetmoderne 1960 und 1990“ ist dieses Jahr bei den DOM publishers in deutscher Übersetzung veröffentlicht worden. Die beiden Herausgeberinnen Nini Palavandishvili und Lena Prents konzentrieren sich in diesem besonderen “Reiseführer” auf die georgisch-sowjetische Tradition der Mosaikkunst. Georgien als eine Teilrepublik der Sowjetunion zeigt eine besondere künstlerische Entwicklung in den monumental-dekorativen Mosaiken. Heute stehen sie teilweise als Überbleibsel der untergegangenen Welt da und faszinieren die Beobachter durch ihre Farbenpracht, besondere Technik und thematische Ausrichtung. Damit die einzelnen künstlerischen Arbeiten nicht vollständig verschwinden, ist diese Publikation der erste Versuch, die Relikte georgischer Mosaikkunst systematisch zu dokumentieren und zu kommentieren. Der größte Name der georgischen Mosaikkunst ist der Künstler Zurab Zereteli. Nicht nur die größeren Städte wie Tbilissi und Batumi weisen eine spannende Mosaikenlandschaft auf, sondern auch kleine Dörfer in der Peripherie, deren Kulturhäuser, Bushaltestellen oder Schulen durch die besondere Technik der Mosaikenlegung gestaltet wurden.
Die Autorinnen des Bandes teilen die Mosaiken in einzelne thematische Felder wie “Kultur und Bildung”, “Sport und Gesundheit”, “Freizeit und Erholung” u. a. auf, damit die Leser*innen einen besseren Überblick über die ganze Fülle der Kunstwerke bekommen. Mit den zusätzlichen Markierungen auf den Karten, wird der Weg zu den einzelnen Mosaik-Arbeiten noch einfacher. Nur durch unsere vermehrte Aufmerksamkeit können wir zum Schutz und Erhalt der Mosaiken beitragen und ihre kulturelle Bedeutung aufzeigen.
„Bruchstücke einer Utopie: Mosaiken im postsowjetischen Raum“ ist die im Lukas Verlag von Katja Koch und Aram Galstyan herausgegebene Publikation, die sich, wie der Titel schon verrät, mit der Mosaikkunst im gesamten postsowjetischen Raum beschäftigt.
Wie die beiden Herausgeber*innen im Vorwort zum Buch schreiben, zeichnen sich die ehemaligen einzelnen Teilrepubliken der UdSSR, dadurch aus, dass sie alle ihre eigene Interpretation dieser Kunstrichtung entwickelt und sehr erfolgreich in den gesamten städtischen Räumen umgesetzt haben. Sei es die Ukraine, Aserbaidschan, Tadschikistan, Kirgistan oder Moldawien, alle Staaten habe ein reiches Erbe an Mosaiken zu präsentieren.
Einführend gibt der Band einen knappen, aber informativen Einblick in die unterschiedlichen Traditionen der weltweiten Mosaikkunst und erzählt zugleich aus der Perspektive der Kunstgeschichte über deren Entwicklung bis zur Gegenwart. „Die meisten sowjetischen Mosaiken sind byzantinischen Types“, schreibt Katja Koch. Die byzantinischen Mosaiken werden „aus kleinen Glas- oder Keramikstückchen oder auch Steinchen zusammengesetzt.“

Es ist unglaublich inspirierend durch die beiden Publikationen zu blättern und die beeindruckenden Kosmonauten, Kolchosbauern, Feuermänner u. a. entdecken zu können.