Kasachstan: Mitten in Eurasien liegt das neuntgrößte Land der Welt zwischen dem Kaspischen Meer und dem Altaigebirge mit gerade einmal 18 Millionen Einwohnern. In verschiedenen Aufnahmen nähert sich der Fotograf Dieter Seitz in seinem Fotoband „Nomads Land“ (Hantje Cantz) dem kulturellen Erbe des Landes zwischen den Einflüssen der Sowjetzeit, der kasachischen Volkskultur und dem Einzug des westlichen Kapitalismus. Durch die Landschafts- und Stadtimpressionen ergibt sich das Gesamtbild einer Gesellschaft, deren Vergangenheit die Gegenwart tief beeinflusst. So sehen wir beispielsweise eine moderne Familie vor einem kompletten Wolfsfell, das an der Wand über dem Sofa hängt, einen Mann in Badehose mit Dollarmotiv vor Hochhäusern oder traditionelle Jurten vor Plattenbauten.

Die eindrucksvolle Kulisse in „Nomads Land“ bilden immer die starken Kontraste zwischen dem Neuen und dem Alten und den Menschen, die mittendrin leben. In 5 verschiedene Abschnitte, „Nomad`s Land“, „Close-Up“, „After the Fall“, „New Era“ und „Urban Nomads“, teilt Seitz sein „Kazakhstan Project“, das bereits in verschiedenen Gallerien gezeigt wurde, und schafft so ein spannendes Gesamtbild eines Landes, das sich mitten im Aufbruch befindet. Immer wieder stechen Relikte der Sowjetzeit hervor – verlassene Fabriken, leere Plattenbauten und gewaltige Statuen. Schöne Landschaftsaufnahmen sucht man vergeblich, denn die Natur wird oftmals lediglich als Plakat in das Stadtleben eingebunden. Seitz geht es um das tägliche kasachische Leben – „Nomads Life“ – und um das Umfeld. 27 Jahre nach Verkündigung der Unabhängigkeit schwankt es scheinbar noch immer zwischen der ehemaligen Sowjetisierung und Folklore.

Die wenigen Menschen, die Deitz in seinen Bildern abgelichtet hat, wirken manchmal seltsam fremd in der starren und oftmals tristen Umgebung. Sein Fotoband ordnet sich ästhetisch nicht klassisch als schön ein. Es ist die knallharte alltägliche Realität und fast schon eine soziologische Studie, die er hier präsentiert und kein Hochglanzprojekt für Reiseprospekte. Nichtsdestotrotz weckt „Nomads Land“ das Interesse, mehr über Kasachstan zu erfahren. Ein abschließendes Essay von Markus Kaiser fasst die Geschichte des Landes kurz und knapp zusammen und beschreibt die gesellschaftlichen und politischen Konflikte, mit denen es immer wieder zu kämpfen hatte und hat.
Die Copyrights sämtlicher hier eingebundener Bilder liegen bei Dieter Seitz und dem Verlag!
- Gebundene Ausgabe: 160 Seiten, 40 € (D)
- Verlag: Hatje Cantz Verlag; Auflage: 01 (14. Juli 2017)
- ISBN-13: 978-3775743631
von Annika