Interview: Nadine Lashuk mit “Liebesgrüße aus Minsk”

produkt-11919Noch immer gibt es auch für uns Länder und Orte, von denen wir zwar schon gehört haben, zu denen uns aber leider das Hintergrundwissen fehlt. Eines dieser Länder ist Belarus. Zwischen Polen, der Ukraine, Litauen, Lettland und natürlich dem großen Nachbarn Russland liegt Belarus zwar scheinbar gar nicht so entfernt von unserem Standort Berlin, ist aber dennoch kein Touristenmagnet, eher im Gegenteil. Mit “Liebesgrüße aus Minsk” (Malik) gibt uns Nadine Lashuk viele spannende Einblicke in ihre neue zweite Heimat, wo sie nicht nur neue Freunde, sondern auch die große Liebe gefunden hat. Neben den kulturellen Eigenarten berichtet sie auch über politische Probleme und schreibt darüber, warum es nicht “Weißrussland” heißt und wie das Verhältnis des Russischen zum Weißrussischen ist.
Heute pendelt die Autorin und Projektmanagerin mit ihrer deutsch-belarussischen Familie zwischen NRW und Minsk hin und her. Wir durften Nadine einige Fragen stellen.

Was hat dich zum Schreiben deines Buches motiviert?

Das Buch kam zu mir, sozusagen. Ich führe schon seit einigen Jahren meinen Blog nadinelashuk.de, und den hat Erik Riemenschneider von der Agentur Rauchzeichen in Berlin gelesen. Er hat mich dann gefragt, ob ich nicht Lust habe, ein Buch zu schreiben. Na, und wer träumt nicht davon, ein Buch über sein Leben zu veröffentlichen?

Wie sieht dein perfekter Tag in Minsk aus? Was sollten Reisende nicht verpassen?

Ein perfekter Tag in Minsk beginnt mit frisch gebackenen Bliny und Beeren von der Datscha. Dann gehe ich auf den großen Markt, Kamarovka, und kaufe frisches Obst und Gemüse. Anschließend könnte man sich auf die Spuren der belarussischen jungen Designer begeben und ein bisschen shoppen. Um sich davon zu erholen, empfiehlt sich ein Zwischenstopp in der Galereja „U“, einer Bar im Stadtzentrum mit angeschlossenem Ausstellungsraum und Buchladen. Die Erdbeerlimo dort ist unschlagbar. Nachmittags flaniert man durch den Gorkipark oder geht bei schlechtem Wetter in die Nationalbibliothek oder in den Zirkus.

Wenn man ein Auto hat oder viel Zeit empfehle ich auf jeden Fall einen Abstecher in das Freiluft- Heimatkundemuseum in Strochycy zu machen (etna.by). Dort gibt es ein tolles Restaurant mit belarussischer Küche und viele interessante Veranstaltungen.

Ansonsten kann man in einem der vielen Restaurants in Minsk die belarussische Küche kennen lernen (z.B. im Café Graj oder im Restaurant Kamianica) und dann an der neuen Partymeile am Ufer des Svitschlach den Abend ausklingen lassen.

Wie bringst du Belarus nach Deutschland? Was fehlt dir an Belarus am meisten, wenn du in Deutschland bist?

Mir fehlen am meisten die Natur, und die Möglichkeit, in die Weite zu blicken. Auch wenn das Ruhrgebiet grün ist: Die Möglichkeit, kilometerweit über Wälder und Felder zu blicken, ist hier nicht gegeben.

Aus Belarus nehmen wir immer „Zukerki“ mit: Belarussische Pralinen, zum Beispiel „Belaruskaja Bul’ba“, eine Art Trüffel, oder „Krasnaja Shapotschka“, Rotkäppchen. Der Rest meiner Familie schwört auch auf belarussisches Brot und Buchweizen, das muss also auch immer mit in den Koffer. Ich selber kaufe auch gerne T-Shirts mit belarussischen Ornamenten, die sind voll im Trend in Belarus. Auf meinem Blog habe ich beschrieben, wo man welche erstehen kann (http://nadinelashuk.de/2017/03/23/belarussische-ornamente/).

Eine gute Frau hat immer ein Huhn im Kühlschrank!“ – Das war eine der vielen Aussagen deiner Schwiegermutter zur perfekten Hausfrau. Befolgst du diesen Rat? 

Allerdings! Nach zehn Jahren Ehe habe ich die Weisheit dieser Aussage erkannt. Ich habe immer ein Huhn im Kühlschrank, um eine Hühnersuppe zuzubereiten. Allerdings bin ich noch keine „exzellente“ Hausfrau – die hat immer ein lebendes Huhn im Hof, das sie schlachten, ausnehmen und zu Suppe verarbeiten kann.

Wo siehst du die größten kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Belarus? 

In unserer deutsch- belarussischen Familie gibt es natürlich oft diese „interkulturellen Momente“, die zeigen, dass Deutsche und Belarussen doch irgendwie anders ticken:
Wenn es eine Beleidigung wäre, die Schwiegereltern im Hotel einzuquartieren, wenn es selbstverständlich ist, dass meine Schwiegereltern auch noch den x-sten Übernachtungsgast freundlich empfangen.
Oder wenn mein Mann mal wieder sagt, dass wir Deutsche uns nur beschweren, als Volkssport quasi und ich mich 0darüber ärgere, wie Belarussen mit Themen wie „Ehe für alle“ umgehen.

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