Von Annika Grützner
Mit der Erzählsammlung “Die grünen Brüste” veröffentlicht danubebooks erstmals Kurzgeschichten des rumänischen Autors Florin Iaru in deutscher Übersetzung von Manuela Klenke. Diese very short storys zeigen, wie vielfältig das literarische Repertoire Iarus ist.
Ein Mann, der so gut hört, dass er selbst den Ehebruch der Frau seines Chefs nur durch das bloße Lauschen der Geräusche der Stadt aufdecken kann, Nudeln, die sich mit der Gabel streiten oder eine sexuell überaktive Gefangene im Körper eines Verrückten – das sind die ersten drei Kurzgeschichten in “Die grünen Brüste”. Die Titelgeschichte selbst beschreibt die körperliche Unsicherheit einer Teenagerin, die mit Wundermitteln versucht, ihren Busen zu vergrößern, die sich daraufhin verfärben und sie zur Außenseiterin machen.
Iaru schubst die Leser*innen förmlich erbarmungslos in seine Erzählungen, denn kaum hat man so richtig verstanden, worum es geht, ist es auch schon wieder zu Ende. Er zeigt skurrile Momentaufnahmen, die einen erheitern, aber auch manchmal ratlos zurücklassen. Das ist wohl der größte Vorteil dieser Sammlung: Aus den über 50 Kurzgeschichten, oft nicht länger als zwei oder drei Seiten, kann sich jede/r das rausziehen, was sie/er möchte und kann dabei alles hereininterpretieren, was möglich ist. Kritik an der Gesellschaft und am politischen System, Satire und Ulk – Florin Iarus Geschichten sind gleichzeitig alles und nichts.
Im Gegensatz zu den Geschichten von Florin Iaru sind die der slowenischen Autorin und Journalistin Ana Schnabl klar und gefühlvoll. Ihr Debüt “Grün wie ich dich liebe grün” aus dem Folio Verlag (übersetzt von Klaus Detlef Olof) führt uns in die tief emotionale Welt ihrer Figuren.
Schnabl schreibt von Frauen und Männern, deren Leben aus der Bahn geworfen werden. Sie berichtet von einer Mutter, die nach der Geburt nichts mit ihrem Kind anfangen kann, von einer jungen Frau, deren Körper sie anekelt, von einem Familienvater, der alles verloren hat oder von einer Schwester, die dem Verfall ihres Zwillings mit Genugtuung beobachtet, bis die die Wahrheit erkennt. Sie alle tragen einen großen Schmerz in sich, der unheilbar erscheint. In “Grün wie ich dich liebe grün” spürt Schnabl diesem Leid ihrer Protagonisten nach. Die Geschichten sind kein einfacher Lesegenuss, sondern eine beeindruckende Sammlung menschlicher Schicksale. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt!