Boris Sawinkows „Das schwarze Pferd“: Die Seele des Russischen Bürgerkrieges

9783869711454Boris Sawinkows „Das schwarze Pferd zeigt die Seele des Russischen Bürgerkrieges. Erstmals ist der Roman in der deutschen Übersetzung von Alexander Nitzberg  in diesem Jahr in Galiani Verlag erschienen und zeichnet die Szenen inmitten der Kämpfe. Boris Sawinkow bindet sich als Alter Ego, ein weißrussischer Offizier, ein, der in Tagebuchform von den Schlachten berichtet und 1917 erst für die Adligen kämpft, dann jedoch zu der gegnerischen Seite wechselt. In seinen Beiträgen nimmt er kein Blatt vor den Mund, berichtet von den Grausamkeiten an der Front (für die auch er oftmals die Verantwortung trägt), von der rauen Natur, die zum Schauplatz des Mordens wird und dem sinnlosen Töten, das kein Ende nehmen will – auch in den eigenen Reihen. Und obwohl die Berichte teilweise sehr knapp gehalten sind, verfehlt der Eindruck der geschilderten Bilder seine Wirkung nicht. Selbst die Liebe wird in „Das schwarze Pferd“ zu einem dreckigen Etwas.

Als ehemaliger „Top-Terrorist“ Russlands stand Sawinkow unter besonderer Beobachtung und beschrieb im französischen Exil neben zwei weiteren Romanen Jahre später den Wahnsinn des Russischen Bürkerkrieges. Mit zahlreichem Informationsmaterial ist diese Ausgabe des Galiani Verlages nicht nur ein Stück Weltliteratur, sondern auch eine historische (Charakter-)Studie. Die Protagonisten verdeutlichen durch das Wechseln der Fronten und das Töten ihrer Landsleute die Unsinnigkeit des Krieges. Der weißrussische Offizier agiert voller Härte. Eine passende Farbe, um „Das schwarze Pferd“ ist wohl trotz des blauen Einbandes ein ewiges grau, von Blutrot durchkreuzt. Es ist eine Kunst des Autors „Das schwarze Pferd“ so lebendig erscheinen zu lassen. Nicht immer erhalten die Leserinnen und Leser alle Informationen, nicht immer werden die Strukturen unter den Charakteren sofort klar und dennoch bzw. gerade dadurch ist das Gefühl, dabei zu sein, umso stärker.

„Das schwarze Pferd“ ist grausam, düster und apokalyptisch. Der Roman ist eine Empfehlung für alle, die Geschichte erleben wollen und dabei nicht vor blutigen Szenen zurückschrecken.

 

  • Gebundene Ausgabe: 272 Seiten, 23 € (D)
  • Verlag: Galiani-Berlin (9. März 2017)
  • Übersetzung: Alexander Nitzberg
  • ISBN-13: 978-3869711454

Annika

 

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