Rezension: Naira Gelaschwili – „Ich bin sie“

1688_LDer Roman „Ich bin sie“ der georgischen Schriftstellerin Naira Gelaschwili ist in Georgien 2012 erschienen und gewann 2013 dort den wichtigsten Literaturpreis, den „Saba“. In Vorbereitung auf den Gaslandauftritt Georgiens auf der Frankfurter Buchmesse 2018 ist der Roman dieses Jahr beim Berliner Verbrecher Verlag erschienen. Gelaschwili veröffentlichte in Georgien neben Kurzgeschichten bereits sechs Romane und leitete jahrelang das „Kaukasische Haus“ in Tbilissi. Neben ihrer schriftstellerischen und universitären Tätigkeit ist sie vor allem als Aktivistin für den Naturschutz in Georgien bekannt.

Die Geschichte in “Ich bin sie” konzentriert sich auf das 13-jährige Mädchen Nia Lelischwili, das unglücklich verliebt ist. Ihr Nachbar und deutlich älterer Medizinstudent erobert ihr Herz, als sie ihn eines Tages durch ihr Fenster erblickt. Seitdem dreht sich das Leben des Mädchens nur um ihn, wodurch sie alles um sich herum vernachlässigt. Nia schwänzt die Schule, verfolgt ihren Schwarm heimlich und registriert jeden Schritt von Gogi in Tbilissi. Um ihre starken Gefühle ausdrücken zu können, entdeckt sie die Lyrik Rainer Maria Rilkes und erfindet eine verschlüsselte Zeichensprache. Nach einigen zufälligen intimen Begegnungen mit ihrem Geliebten verschwindet der Student eines Tages aus ihrem Leben und angeblich auch aus der Stadt. Seitdem geht sie seinen Spuren nach, bis sie 2010 plötzlich einen Anruf von ihrer Freundin bekommt und die Erinnerungen zurückkehren.

956e6b5bb8abc189d87cee27752a33caGelschwili erzählt die Geschichte um Nia in Zeitsprüngen. Mal nähern wir uns der Geschichte im Jahr 1959, wo die Liebesgeschichte ihren Anfang nimmt und landen dann im nächsten Kapitel im Jahr 2010, wo Nia ihre Suche über fünfzig Jahre später wieder neu aufnimmt. Zwischendrin spiegelt das Kapitel „Das Jahr 1975“ Nias Erfahrungen an der Universität als Germanistin wieder. Hier werden sowohl die bekanntesten georgischen Klassiker als auch das wichtigste georgische Epos „Der Recke im Tigerfell“ von Schota Rustaveli oder die Gedichte aus dem georgischen Kanon analysiert. In den Seminaren wird über die Liebe in den quasiphilosophischen Gesprächen und Interpretationsversuchen sinniert. Diese Passagen sind auch die, die am wenigsten überzeugen.

Die Liebesgeschichte im Roman „Ich bin sie“ geht trotz der auf den ersten Blick gut durchdachten Dramatik nicht wirklich auf. Die Figuren bleiben bis zum Schluss des Romans ziemlich blass und die Dialoge wiederum langweilig. Sowohl die pubertierende als auch die Erwachsene Nia schafft es nicht, eine interessante Figur zu werden. Die Liebesgeschichte schöpft aus der einfachen Banalität und driftet hie und da ins Kitschige.

von Irine

Naira Gelaschwili (2017): Ich bin sie. Berlin: Verbrecher Verlag. Aus dem Georgischen von Lia Wittek.

 

 

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