Als unsere Maschine aus Berlin abends um halb zehn in Sofia zur Landung ansetzte, hatte ich viele Bilder im Kopf: Graue Betonklotze im sowjetischen Stil, viel Verkehr, wenig Natur und wenig Sehenswertes. So beschränkte sich meine Vorstellung der Hauptstadt Bulgariens eher auf Negatives und natürlich sollte diese so schnell wie möglich revidiert werden. Schon auf dem Weg zu unserer Unterkunft im Zentrum viel uns eines auf; die vielen Bäume in den Straßen und das mediterrane Klima sorgten sofort für ein angenehmes Urlaubsgefühl. Schnell wurde mir klar, dass meine Vorurteile Sofias gegenüber definitiv vergessen werden mussten.

Die Mutter unserer Vermieterin empfing uns herzlich in der über ein Hotelportal gebuchten Wohnung und erklärte uns trotz der Sprachbarriere alles, was wir wissen mussten. In der Dunkelheit gab es leider noch nicht zu viel zu sehen, doch gleich am ersten Morgen überraschte uns der Anblick des Witoschagebirges, das sich vor Sofia erhebt und immer wieder majestätisch zwischen den Häuserreihen hervorlugte. Ein kurzer Spaziergang sollte uns zum Treffpunkt der „Sofia Free Walking Tour“ führen und führte uns vorbei an kleinen Geschäften, charmanten Straßenbahnen und einer Straße, in der an kleinen Ständen und Tischen regelmäßig Bücher verkauft werden. Auch hier zeigte sich wieder das Bild einer wirklich grünen und belebten Stadt.

Die Free Walking Tour mit unserem unterhaltsamen Guide Stanislav führte uns vorbei an den Sehenswürdigkeiten Sofias. Neben den vielen beeindruckenden religiösen Häusern, die eine angenehme Multikultistimmung ergeben (auf nur einem Quadratkilometer stehen sich beispielsweise problemlos eine Moschee, eine Kirche und eine Synagoge direkt gegenüber), bietet die Stadt viele Museen, Shoppingmöglichkeiten und rund um das Highlight, der Alexander-Newski-Kathedrale, ganz im Stil des „Zauberer von Oz“ eine gelb gepflasterte Straße. Ein angeblich königliches Geschenk oder teurer Klimbim? Man ist sich uneinig – zumal die gelben Steine bei Regen gefährlich rutschig werden. Spannend sind auch die archäologischen Ausgrabungen des alten Sofias direkt in einer zentralen Metrostation, auf die man nur stößt, wenn man sich die Stufen hinabwagt.

Entspannung und Natur bieten die Berge rund um Sofia. Hier hatten wir uns einen Tag später der „Sofia Green Tour“ angeschlossen, die mit dem Start am Unesco-Weltkulturerbe, der Kirche von Bojana, steil zu einem verwunschenen See und dem Bojana-Wasserfall führt. Für unsportliche Menschen wie mich ist der Aufstieg wirklich eine Herausforderung, belohnt wird man dafür sicher mit einem grandiosen Ausblick – sicher, weil wir uns leider mitten in einer Regenwolke befanden und uns somit die weite Ferne verwehrt blieb. Im Winter kann man hier übrigens auch Skifahren.

Unsere Zeit in Sofia war leider viel zu schnell vorbei und wir konnten nur einen kleinen Einblick in das Leben hier bekommen – generell haben wir an diesem Wochenende festgestellt, dass Bulgarien so viel mehr bietet als die von mir befürchtete trostlose Atmosphäre und den Strandurlaub am Schwarzen Meer. Unser Reiseführer versprach mit dem Startpunkt Sofia noch so viel mehr Sehenswertes und wir kommen sicher bald zurück, um noch mehr von diesem vielseitigen Land zu sehen!
Annika