Krisztina Tóths “Pixel” aus dem Nischen Verlag besteht aus vielen kleinen Geschichtenschnipseln, deren Figuren und Situationen zusammenhängen. Die Autorin nutzt hierfür einen außergewöhnlichen Schreibstil, indem sie den Fokus innerhalb der Erzählungen immer wieder auf andere Personen oder Orte liegt. Auch der auktoriale Erzähler bricht zwischendurch immer wieder die Perspektive und bindet Fragen und Wünsche ein. Was jetzt verwirrend klingen mag, entwickelt sich zu interessanten und vielseitigen Geschichten, die den Leser zur Aufmerksamkeit zwingen und hervorragend unterhalten.
Schon die erste kurze und sehr knappe Erzählung des Bandes besteht aus mehreren Handlungswechseln. Alles beginnt mit einer Hand, die über einen Tisch streicht. Diese Hand gehört erst zu einem jüdischen Jungen, der im Budapester Getto auf den Abtransport nach Auschwitz warten muss. Schnell entscheidet der Erzähler dann aber, dass es doch ein Mädchen ist – und anschließend ein Mädchen in Lettland … Auf nur wenigen Seiten verbinden sich so viele Schicksale. Die weiteren Geschichten sind zwar weniger zum Nachdenken anregend, haben aber oftmals auch einen ernsten Hintergrund. Wie im Gedankenfluss kann jeder Gegenstand, jeder Gedanke und jede Begegnung neue Handlungsverläufe durch die Figuren und den Erzähler auslösen. Auf den knapp 173 Seiten erleben die Leser so eine geballte Erzählkraft.
“Pixel” ist vielseitig, unterhaltsam und außergewöhnlich. Hier beweist die ungarische Autorin große Kreativität und literarisches Können. Für ihren ersten Erzählband Strichcode wurde Tóth 2007 mit dem ungarischen Sándor-Márai-Preis ausgezeichnet. In Übersetzung erschienen ihre drei Veröffentlichungen im Berlin Verlag und in dem sehr empfehlenswerten Nischen-Verlag, der sich auf zeitgenössische ungarische Literatur spezialisiert hat.
- Gebundene Ausgabe: 180 Seiten, 19,80 € (D)
- Verlag: LZ.Nischen Verlag; Auflage: 1 (10. September 2013)
- Übersetzung: György Buda
- ISBN-13: 978-3950334555
Annika
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